Cooper Island (Frosted/Pegasus 2019)

Das Medium “Spiel” ist in aller Munde. Sein pädagogischer Wert für Jung und Alt kann gar nicht überschätzt werden. Spielerinnen und Spieler trainieren Gemeinschaft, Logik, Kommunikation, Strategie, Regelverständnis und eine ganze weitere Palette geistiger und emotionaler Ressourcen. Auch religiöse Themen kommen nicht zu kurz.

Die Retziner Ludothek, höchstwahrscheinlich die größte Spiele-Sammlung im Landkreis, hat kräftig Nachwuchs bekommen. Sie steht uns für Gemeinschafts- und für Bildungszwecke offen. Probieren wir die neuesten Kennerspiel-Highlights, die bewährten Eurogame-Klassiker und zahlreiche Kooperations- und Kommunikationstitel aus!

Die meisten Spiele richten sich an 2-5 Spielerinnen; gößere Runden können sich anpassen, Teams bilden oder Verschiedenes gleichzeitig testen. Theoretische Vertiefungen bereichern unsere Abende. Die vorgestellten Titel bilden nur Vorschläge; die Runde entscheidet jeweils selbst, was auf den Tisch kommt. Herzlich willkommen!


“Cooper Island” war auf der SPIEL ’19 in Essen der Geheimtip, der Expertenknaller des Jahres. Überhypt wurde es trotzdem nicht, und das liegt an den Skills, die diese Mutter aller Mangelverwaltungs-Simulationen abruft: Hier gibt’s nichts für Bayern-Fans und schwache Nerven! Dabei kommt der Aufbau- und Ressourcenverwaltungstitel von “Ode” Adreas und Claudia Odendahl gar nicht allzu expertig daher. Grundplan und Spielertableaus, Landschaftsplättchen und ein paar bunte Markerwürfel – das ist fix aufgebaut, gehobenes Kenner-Niveau allenfalls. Auch, was es zu tun gibt, lernen wir schnell: Das ist nämlich nicht viel! Fünf Runden gibt es Zeit, um mit (anfangs) zwei Arbeitern unsere Halbinsel zu entwickeln, Holz und Tuch und dergleichen in viel zu knappe Lagerräume zu bugsieren und daraus Boote und Städte zu bauen oder zu exportieren. Und schon ist auch Schluß… – aber woher sollten wir jetzt noch Siegpunkte bekommen??

(In unserer Startpartie waren es ca. 20, also weit besser als bei Rezensent Christian von brettundpad laughing.)

Darin liegt der expertenmäßige Reiz: Im Optimieren! Landschaftsplättchen – erstmal genug haben – übereinander legen, um die Ausbeute zu erhöhen, und mit jedem Fortschritt kleine Boni einsammeln. Die wollen aufeinander abgestimmt und miteinander verzahnt sein. Spezialisierung ist Pflicht, denn mehr Arbeiter oder gar Königsaufträge bekommt man nur mit “Mehr (und Teurerem) vom Gleichen”. Und Essen braucht man am Rundenende auch noch…

Viele bekannte Elemente (Landschaftsplättchen, Ressourcen, verschiedene Siegpunktbäume, Aktionsfelder, Versorgung) verzahnen sich hier zu einem fast noch nie dagewesen Optimierungsspaß für 1-4 Personen oder Teams. Ins Gehege kommt man sich dabei fast gar nicht; selbst besetzte Aktionsfelder kann weiterhin nutzen, wer sich das leisten kann. Zu ärgern braucht man sich nur über sich selbst, und das heißt, die Siegpunktjagd nicht überernst zu nehmen. Hausregeln können den Glücksfaktor (“Ziehe Plättchen aus Beutel!”) noch weiter minimieren. Innovativ wirkt die Siegpunkleiste, die jede Spielerin für sich selbst mit jeweils zwei Schiffchen abfährt, dabei die Insel umrundet und in der Nähe von Häfen und Sandbänken wertvolle Boni einheimst.

Der namensgebende “Cooper” ist nach Angaben der Autoren übrigens ein spanischer Findelhund, der hiermit ein unsterbliches Denkmal bekam.

Arbeitereinsetz- und Ressourcenmanagement

Interaktion: 0-1

Anspruch: Kenner 4